Heute verfasse ich den Testbericht zu meinem BENRO BV4H Fluid-Kopf den ich hier ab sofort für weiche Schwenks nutzen werde. Ich habe den Kopf meines ESDDI-Stativs ersetzt, weil der keine verstellbaren Widerstände/Counterbalance hat.
Lieferumfang
Ich habe den Kopf gebraucht/neuwertig gekauft, deswegen kann es sein, dass dies nicht der original Lieferumfang ist.
Video zum Artikel
Timestamps/Kapitel
- Testschwenks 16:05
- Vorstellung und Details 05:08
- Counterbalance und Widerstandsdemonstration: 07:56
- Balance einstellen 12:01
- Verarbeitung 14:01
- Fazit und Sonstiges: 17:43
Der Benro BV4H Fluid Head
Zuerst einmal handelt es sich bei Benro BV4H um einen Fluid-Head mit 75 mm Halbkugel. Mein Stativ hat aber nur eine 60 mm Schale. Allerdings habe ich den Kopf trotzdem auf das Stativ montiert und das hält bei mir auch gut. Im Normalfall empfehle ich auch natürlich ein passendes Stativ oder direkt das passende Kit mit Kopf zu kaufen. Hier die Links zu den Kits.
Zuallererst hat der Fluid-Head eine Wasserwaage mit Licht. In dieser Preisklasse eher selten zu finden. An der Seite gibt es einen roten Knopf und wenn dieser gedrückt wird, dann wird die Wasserwaage für 10 Sekunden blau beleuchtet. Die Batterie für das Licht befindet sich seitlich in einem Fach und kann somit super einfach gewechselt werden. Wie ihr seht, handelt es sich um eine CR 2032 Knopfzelle.
Der Kopf hat ein Gewinde links und rechts, an welchem wir den Handgriff bzw. Arm anschrauben können. Da ich Rechtshänder bin, habe ich den Griff rechts angeschraubt. Durch die Rosette, so heißt dieses Zahnrad, hält der Griff auch gut.
Am Arm selbst gibt es aber auch eine Schraube, mit der wir der Arm in der Länge verstellen können. Das ist extrem praktisch, da wir so den Hebelwiderstand verändern können. Das lohnt sich enorm, wie ich inzwischen festgestellt habe. Ist der Hebel sehr lang, dann ist weniger Kraft nötig und wenn wir ihn verkürzen so benötigen wir etwas mehr Kraft. Perfekt für die individuelle Anpassung. Die minimale Länge des Arms liegt bei etwa 31 cm und das Maximum beträgt etwa 48cm.
An der Seite, vorne am Kopf gibt es links und rechts ein Gewinde für Equipment(3/8 Zoll). Z.B. für Monitorarme oder ähnliches. Hier ist es aber so, dass wir uns links und rechts, dann die Feststellschrauben blockieren? Zumindest sieht das erst einmal so aus. Das ist aber egal, denn den Hebel müssen wir nicht weiter drehen. Der Radius reicht nämlich aus um den Mechanismus zu lösen. Außerdem lassen sich die Schraubenköpfe anheben und drehen. Das Problem ist also vernachlässigbar.
Als nächstes werfen wir einen Blick auf die Schnellwechselplatte, welche 14 cm lang ist. Die Platte wird einfach in Pfeilrichtung auf den Kopf eingeschoben. Den blauen Knopf beim Einschieben zu Drücken ist aber nicht nötig. Die Platte kann jetzt hin und her bewegt werden, rutscht dabei aber nicht heraus. Wenn wir die Platte fixieren möchten, dann wird die Schraube an der rechten Seite festgezogen. Wenn wir die Platte wieder herausnehmen möchten wird zuerst die Schraube gelößt und jetzt müssen wir den blauen Knopf drücken, damit sich der Sicherheitsverschluss löst und wir die Platte entnehmen können.
Die Counterbalance kann in sechs Schritten (0, 1, 2, 3, 4, 5) eingestellt werden. Der Widerstand für Schwenken(pan) und Neigen(tilt) ist in vier Schritten (0, 1, 2, 3) einstellbar. Bei Null ist der Widerstand oder die Counterbalance deaktiviert.
Die Schwenk- und die Neigefunktion kann auch komplett deaktiviert bzw. festgestellt werden. Um die Schwenkfunktion zu fixieren gibt es vorne am Kopf einen Kippschalter mit dem wir die Schwenkfunktion schnell lösen oder feststellen können.
Die Feststellschraube für die Neigefunktion befindet sich an der linken Außenseite des Kopfs. Auch hier ist es so, das eine minimale Drehung bereits den Mechanismus löst. Wir blockieren den Hebel also auch hier nicht wirklich, wenn wir das Gewinde darüber nutzen würden. Was ich vorhin noch vergessen habe zu erwähnen ist, dass wir den Griff der beiden seitlichen Feststellschrauben ziehen und dann in Position drehen können. Praktische Sache.
Der Widerstand für den Schwenk kann auch auf 0 gesetzt werden. Der Kopf lässt sich dann sehr leicht ohne Widerstand rotieren. Dazu reicht schon ein leichtes Anschubsen.
Die Maximalen Positionen für die Neigung nach vorne und hinten seht ihr in den nachfolgenden Bildern. Bei der maximalen Neigung nach hinten musste ich den Arm etwas zur Seite drehen. Laut Angabe beträgt der maximale Neigungswinkel nach vorne 90° und nach hinten 70°. Das stimmt soweit auch.
Die Balance
Die Counterbalance hat 6 Stufen. Stufe 0 deaktiviert die Counterbalance komplett. Ich will nun kurz darauf eingehen wie man eine Kamera hier richtig ausbalanciert. Einfach draufpacken und Regler einstellen funktioniert in der Regel nicht.
Ich beginne mit einer EOS 550D welche mit meinem Objektiv etwa 1111 Gramm wiegt.
- Der erste Schritt ist die Stativplatte. Hier können wir den Schwerpunkt bzw. die Position beeinflussen. Ich befestige die Platte mittig unten an der Kamera.
- Als nächstes schieben wir die Platte auf den Kopf und auch hier können wir die Platte verschieben und somit in diversen Positionen befestigen. Auch so beeinflussen wir wieder den Schwerpunkt bzw. die Gewichtsverlagerung.
- Die Counterbalance stelle ich wegen des geringen Gewichts auf Stufe 1. Der Kopf bewegt sich aber noch, wenn ich den Griff loslasse.
- Also habe ich die Platte zurecht geschoben und die Balance immer wieder geprüft. Am Schluss passt die Balance in einem gewissen Bereich. Komplett über den ganzen Bereich allerdings nicht.
Jetzt schauen wir uns an wie es sich mit meinem kompletten Rig, welches ca. 2,3 Kilogramm schwer ist, verhält. Auch hier habe ich die Stativplatte verschoben, dann die Balance geprüft und das solange wiederholt bis die Kamera stehen bleib, wenn ich den Griff loslasse. Bei dem Rig was ihr oben im Bild seht habe ich den Neigewiderstand auf Stufe 3 gestellt und die Counterbalance auf 4.
Bedenkt bitte, dass nicht nur das Gewicht, sondern auch der Schwerpunkt bzw. die Gewichtsverteilung eine Rolle spielt. Mein Rig ist sehr hoch, wodurch sich ein höherer Hebel ergibt und ich somit eine höhere Counterbalance nutzen muss! Vorteil eines flexiblen Rigs ist, dass ich die Balance auch durch den Monitorarm und andere Elemente verändern kann.
Bei Camcordern ist die Gewichtsverteilung anders, ich sage jetzt mal "geplanter und besser verteilt". Ich nutze aber keinen Camcorder zum Filmen.
Eine korrekte Balance benötigt also etwas Zeit und ihr seht, dass die korrekte Balance eine Kombination aus dem Gewicht der Kamera, der Plattenposition an der Kamera, der Position der Platte auf dem Kopf und der Counterbalance selbst ist.
Verarbeitung
Zunächsteinmal besteht der Kopf aus Kunststoff, wirkt aber solide. Da er für maximal 4Kg schwere Kameras zugelassen ist, ist das für mich auch völlig in Ordnung. Es gibt natürlich auch Köpfe aus Metall und ich würde auch Metall bevorzugen, aber das wird dann teurer. Sachtler oder beispielsweise Vinten stellen wirklich super Fluid-Köpfe her, aber dann muss man ein Budget von 500 Euro aufwärts einplanen und das ist für mich nicht machbar. Ich habe im Vorfeld sehr viel recherchiert und für mich ist der Benro BV4H definitiv ein Preis/Leistungstipp.
Oben am Kopf sehen wir vier Schrauben aus Metall und die Gewinde links und rechts am Kopf sind auch aus Metall. Der Arm ist auch aus Metall bzw. Aluminium. Der Griff selbst ist mit rutschfestem Gummi überzogen. Die Schrauben sind alle generell aus Metall.
Die Einstellräder für den Widerstand und die Counterbalance haben leichtes Spiel. Das demonstriere ich im Video oben. An sich stört das aber nicht und beeinträchtigt die Funktion auch nicht. Der Kopf selber wackelt überhaupt nicht. Ich habe einmal daran herumgewackelt, aber da wackelt nichts.
Der Kopf, ohne Platte wiegt ca. 1850 Gramm und ohne Halbkugel ist er 14 cm hoch und ohne Seitenschrauben 9 cm breit.
Für diesen Preis und diese Leistung finde ich die Verarbeitung gut. Den Kopf nutze ich nun hier in meinem Studio und falls ich mit der Zeit Probleme feststellen sollte, dann werde ich diese im Testartikel nachtragen.
Testschwenks
Der Kopf macht wirklich sehr schöne und saubere Schwenks. Ich kann ihn mit einem Finger bewegen und er läuft wirklich butterweich. Ein extrem großer Vorteil ist auch, dass wir die Länge des Griffs verstellen können. Dadurch ist der Hebel dann anders und wir können dadurch auch nochmal steuern wie stark wir drücken müssen. Je länger der Griff, desto größer der Hebel, desto weniger Druck ist nötig. An sich logisch.
Im Video oben zeige ich euch einige Testschwenks ab Minute 16:05
Technische Daten
- Counterbalance 1-4 Kilogramm. Stufe 1 ist ca 1 Kilogramm. Leider konnte ich keine Details zu den Stufen finden.
- Gewicht mit Arm ohne Platte: 1845 Gramm.
- 75 mm Halbkugel.
- Höhe ohne Ball, 14 cm. Gemessen ab Schwenk-Rad
- 4 Stufen Pan/Schwenken (0, 1, 2, 3. 0 = deaktiviert)
- 4 Stufen Tilt/Neigen (0, 1, 2, 3. 0 = deaktiviert)
- Counterbalance 6 Stufen (0,1,2,3,4,5)
- Beleuchtete Wasserwaage
- Tilt und Pan Lock
- Maximales Gewicht der Kamera 4Kg
- Manfrotto 501/504PL compatible sliding plate
Es gibt auch ein Modell für mehr Gewicht, den BV6H. Der ist, so wie es scheint baugleich, lässt aber bis zu 6 Kg last zu.
Notiz: Es gibt vermutlich auch eine ältere Version des Kopfes? Bei einigen Nutzern war die Platte schlecht verarbeitet bzw. rau und sie lies sich schlecht einlegen. Meine Platte läuft sauber.
Weitere Infos & Fazit
Ich habe im Vorfeld viel recherchiert und bin zum Schluss gekommen, dass dieser Kopf, was die Schwenks angeht mit viele teuren Modelle mithalten kann. Die Schwenks sind butterweich und ruckelfrei. Ich habe den Kopf gebraucht erworben und der Preis lag bei 150€, da hatte ich echt Glück. Neuwertig liegt der Preis wohl eher bei 200-250€.
Es gibt den Kopf auch mit verschiedenen Stativ-Kits. Diese liegen bei etwa 400€. Ein Blick in die Angebote von Drittanbietern bei Amazon lohnt sich aber, denn da gibt es das Kit oft auch für um die 350 Euro. Die Stative selbst habe ich nicht getestet, sie sollen aber für den Preis recht gut sein. Stative bauen ist auf jeden Fall leichter als gute Fluid-Heads herzustellen. Wer noch kein Stativ besitzt, für den sind die Kits auf jeden Fall interessant.
Der Kopf besteht aus Kunststoff, macht aber einen guten Eindruck auf mich. Ich kann euch auch spaßeshalber einmal die hochwertigen Sachtlerstative verlinken. Da sind die Köpfe dann meist aus Metall. Bei den Preisen werdet ihr aber staunen. Ich kann mir das leider nicht leisten.
Ich nutze den Kopf in meinem kleinen Heimstudio und der Kopf bekommt da auch wenig ab. Wenn ihr euer Equipment viel transportiert und auf Reisen mitnehmen etc. dann sieht es eventuell anders aus.
Mir war es außerdem besonders wichtig, dass der Kopf bei geringem Gewicht funktioniert. Denn ich nutze eine leichte DSLR mit einem Rig und Monitor. Viele Köpfe bzw. ältere Modelle von Vinten und CO fangen nämlich bei recht hohen Gewichten an (4Kg Aufwärts). Ihr müsst darauf achten, dass der Kopf zum Gewicht eurer Kamera passt bzw. die Counterbalance darauf einstellbar ist.
Ich hatte auch gelesen, das bei manchen einem die Stativplatte nicht gut läuft und rau ist. Dies war bei mir nicht der Fall. Vermutlich hat Benro das ausgebessert? Notfalls kann man die Platte aber für ein paar Euro gegen eine Manfrotto 501/504PL kompatible Platte austauschen.
Ich habe mein Ziel erreicht und kann nun wirklich sehr saubere Schwenks durchführen. Noch ein kleiner Tipp für Leute die eine unruhige Hand haben. Nutzt einfach einen Gummi um den Griff zu ziehen, das beseitigt Zitterbewegungen.
Das war ein weiterer Testbericht von mir und ich hoffe er hilft dir weiter. Den Link zum Produkt und zum Testartikel findest du in der Videobeschreibung. Das wars von mir, ich bin raus und wir sehen uns im nächsten Video.